Tatsächlich gibt es auch bei der Geldanlage ein klassisches Rollenbild: Während die Männer „das Geld verdienen“ und wissen, wie sie es gewinnbringend anlegen und dabei posaunen, wie gut sie sich „mit dem Markt auskennen“, sind Frauen wesentlich zurückhaltender.
Sie legen Geld zur Seite, bauen sich auf klassische Art und Weise eine Reserve auf und reagieren auf die Frage, wie es „dem Markt geht“ oder „in welches Asset sie investieren“ würden, zurückhaltend. Doch völlig grundlos. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Frauen tatsächlich die besseren Anleger sind.
Während sich der Mann überschätzt, unterschätzt sich die Frau, wenn es darum geht, Geld anzulegen
Die neueste YoGov-Studie für die Teambank zeigt ganz klar, dass Männer ihr Finanzwissen deutlich höher als Frauen einschätzen. 50 Prozent der befragten Männer haben angegeben, sie würden sich bei Geldthemen hervorragend auskennen – bei den Frauen waren es gerade einmal 28 Prozent.
Steigendes Alter und steigendes Einkommen sind übrigens zwei Faktoren, die dazu führen, dass das Finanzwissen geschlechterübergreifend zunimmt: Wer ein Nettoeinkommen von weniger als 1.000 Euro hat, gab an, kaum Kenntnisse über Finanzen zu haben (20 Prozent); bei einem Einkommen von über 4.000 Euro haben 58 Prozent angegeben, sie würden gute Kenntnisse haben und sich in der Finanzwelt auskennen.
Während Männer also in die Offensive gehen, agieren die Frauen doch wesentlich zurückhaltender, wenn es darum geht, Geld anzulegen. Doch das heißt nicht, dass Frauen die schlechteren Anleger sind.
Man kann das durchaus auch mit dem Besuch im Casino vergleichen: Nach den Erfahrungen von CardPlayer.com sind Männer daran interessiert, mit hohen Summen volles Risiko zu nehmen, damit man hohe Auszahlungen lukriert – Frauen setzen lieber geringere Summen und spielen vorsichtiger. Am Ende sind es dann die Frauen, die zwar nicht so hohe Gewinne einfahren, aber wesentlich mehr Geld als Männer gewinnen.
Europäer sind überzeugt von sich, Europäerinnen sind vorsichtiger
Auch eine für BlackRock in Auftrag gegebene YouGov-Umfrage zeigt, dass es auf dem gesamten Kontinent eine Geschlechterkluft gibt. Während die Europäerinnen gut darin sind, Geld zu sparen, sind sie aber zurückhaltend, wenn es darum geht, sich für Kapitalmarktanlagen zu entscheiden. Hier unterscheiden sie sich ganz klar vom Europäer. Doch warum sind Frauen zurückhaltender?
36 Prozent haben angegeben, sie hätten fehlendes Finanzwissen. Natürlich spielt aber auch die Risikobereitschaft eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Entscheidungen bezüglich der Veranlagung zu treffen. McKinsey hat hier eine Studie in acht europäischen Ländern durchgeführt – das Ergebnis: Frauen schätzen sich eher risikoablehnend ein – 42 Prozent haben angegeben, sie würden risikoscheuer als Männer sein.
Wieso Frauen am Ende doch erfolgreicher als Männer sind
Sieht man sich die Zahl der deutschen Anlegerinnen an, so ist diese zwischen den Jahren 2022 und 2024 um 25 Prozent gestiegen. In erster Linie, weil es immer mehr junge Frauen gibt, hier vor allem in der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre, die sich für das Investieren interessieren und auch trauen. Sieht man sich den Zuwachs bei männlichen Anlegern an, so beträgt das Plus im selben Vergleichszeitraum 9 Prozent.
Eine Entwicklung, die vor allem Frauen ermutigen soll, die noch nicht an der Börse sind. Vor allem auch mit dem Umstand, dass Frauen oft viel erfolgreicher als Männer sind, wenn es darum geht, Geld zu investieren. Das haben bereits einige Studien bestätigt.
Sieht man sich etwa die Erhebung von Fidelity an, so wird schnell klar, dass die Frauen einen jährlichen Renditevorsprung von 0,4 Prozent haben – das kann bei einer höheren Anlagesumme oder einem längeren Anlagezeitraum einen enormen Unterschied bei der Performance ausmachen.
Einige ältere Studien erkennen sogar eine weibliche Outperformance von 1,44 Prozent pro Jahr. Doch warum sind Frauen die besseren Anleger? Weil sie sich nicht überschätzen und auch an Entscheidungen festhalten. Frauen, so die Studien, lassen sich auch deutlich weniger von den Marktschwankungen beeinflussen. Männer reagieren in turbulenten Zeiten oft ganz anders als die Frauen.