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Haare abschneiden für mehr Leistung: Sollten Olympionik:innen ihre Frisuren opfern?

Haare abschneiden für mehr Leistung

Die Olympischen Spiele in Paris stehen an und alle Augen richten sich in diesen Wochen bis Mitte August 2024 auf die spannenden Wettkämpfe, bei denen es insgesamt 329 Goldmedaillen zu holen gibt. Wie so oft, werden bei dieser Gelegenheit zahlreiche Themen diskutiert, die in Zusammenhang mit dem Leistungssport stehen. Eines davon, das nie aus der Mode zu kommen scheint, ist die Haarpracht der Sportler:innen.

Während beispielsweise manche Athlet:innen auf raspelkurzes Haar setzen, um sich beim Sprinten keine Nachteile einzuhandeln, tragen andere voluminöse Mähnen oder bunte Afro-Zöpfchen, die für Aufsehen sorgen. Sicherlich fließen hier unter anderem auch kulturelle Hintergründe sowie der Wunsch nach individuellem Auftreten mit hinein.

Dennoch gehen die Meinungen auseinander – sollte das erzielte Ergebnis im Profisport nicht als oberste Priorität gelten? Wir möchten dazu einige Punkte beleuchten, uns ansehen, welche Unterschiede es zwischen einzelnen Disziplinen gibt und warum gerade im Frauensport optische Statements von Bedeutung sein können.

Einmal kurz, immer kurz?

Alleine die Frage, ob es nicht angemessen wäre, sich als Olympionik:in die Haare abzuschneiden, provoziert selbstverständlich. Sicherlich kann man damit argumentieren, dass es heutzutage vielerlei Möglichkeiten gibt, eine kurz geschnittene Frisur dank trendiger Stylings oder auch Tape in Extensions nach Wunsch zu verändern, was diesen radikalen Schritt im Endeffekt wieder etwas abmildert.

Dennoch darf natürlich nicht vergessen werden, dass sich die meisten Menschen auch über ihren Haarstil definieren und es viele Jahre dauert, einen abgeschnittenen Pferdeschwanz wieder auf dieselbe Länge nachwachsen zu lassen. Ganz so leicht dürfte die Entscheidung damit nicht sein und Druck seitens der Trainer:innen, Sponsor:innen sowie mitunter auch der Gesellschaft machen die Situation für Betroffene sicher nicht einfacher.

Natürlich zählt am Ende die Leistung und zumeist wird jede Möglichkeit genutzt, diese zu optimieren. Ob ein solches Opfer zu diesem Job schlichtweg ebenfalls dazugehört, sei jedoch mal dahingestellt.

Warum Frisuren gerade im Sport eine Rolle spielen

Warum Frisuren gerade im Sport eine Rolle spielen

Man könnte meinen, dass Profisportler:innen so sehr darauf konzentriert sind, ihren Körper in Topform zu bringen, dass Äußerlichkeiten dabei nicht weiter von Interesse sind. Das ist jedoch ein vollkommener Trugschluss, denn zum einen haben sie alle auch ein Privatleben außerhalb von Training und Turnieren und zum anderen gehört es zu unserem menschlichen Wesen schlichtweg dazu, die individuelle Persönlichkeit zum Ausdruck bringen zu wollen.

Während man das als Durchschnittsbürger wunderbar über Kleidung machen kann, die eine gewisse Botschaft vermittelt, fehlt Sportler:innen jedoch genau diese Komponente. Sie stecken den ganzen Tag in Funktionskleidung, die für ihre jeweilige Sportart am besten geeignet ist und tragen das Schuhwerk passend zu den sportlichen Anforderungen. Hier stellt sich also erst gar nicht die Frage, was man morgens aus dem Schrank holt und was sich gut kombinieren lässt. Auch jegliche Accessoires wie Schmuck, Kopfbedeckungen, Gürtel oder Taschen fallen weg.

Aufgrund der uniformgleichen Trikots, deren Look ebenfalls oft vorgegeben ist, bleibt folglich nur noch die Frisur, die zumindest einen gewissen Spielraum für Individualität und modische Statements gestattet. Das erklärt auch, warum gerade diese häufig aus der Masse heraussticht und manche Sportler:innen deshalb sogar Berühmtheit erlangen.

So trifft das beispielsweise auf die deutsche Hochspringerin Ariane Friedrich mit ihren quietschpinken Haaren oder auf US-Basketballstar Dennis Rodman zu, der für seine exzentrischen Schnitte und Färbungen bekannt ist.

Welche Disziplinen besonders im Fokus stehen

Freilich gibt es genügend olympische Sportarten, bei denen die Haarpracht völlig nebensächlich ist, weil sie beim Bobfahren, Eishockey oder alpinen Skilauf sowieso unter einem Helm verschwindet. Auch beim Curling, Schießen, Gewichtheben oder Golf ist natürlich entsprechend irrelevant, welcher Haarstil getragen wird.

Beim Tennis, Handball oder Rudern sorgen die jeweiligen Sportler:innen indes schlichtweg dafür, dass ihre Frisur pragmatisch ist und sie nicht ablenkt, doch auch hier dürfte diese der Leistung keinen Abbruch tun. Und beim Eiskunstlauf der Damen beispielsweise sind lange Haare im Grunde Standard, um damit eine besonders elegante Frisur passend zum Dress zu kreieren.

Anders sieht das unter anderem in der Leichtathletik aus, wo der Luftwiderstand durchaus entscheidend ist – besonders für Läufer:innen. Selbst Ganzkörperrasuren sind hier ebenso wie beim Schwimmen Gang und gäbe, um noch das letzte Bisschen herauszuholen. Sogar im Radsport experimentiert man damit, durch Anpassung der Frisur den Luftwiderstand am Helm zu minimieren. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass man darunter ausreichend Lüftung am Kopf erfährt, um die Körpertemperatur auszugleichen.

Sportler:innen in der Kritik

In dieser ganzen Diskussion sollte zudem berücksichtigt werden, dass Sportler:innen durch deren Teilnahme an international ausgetragenen Wettkämpfen extrem in der Öffentlichkeit stehen. Umso entscheidender ist dadurch mitunter auch, welches Bild ihrer Nation sie nach außen repräsentieren und wie gut sich dieses mit dem kulturellen Background deckt.

Dass man hier ganz unabhängig vom sportlichen Triumph auch herben Gegenwind erfahren kann, zeigte das Beispiel der südkoreanischen Bogenschützin An San, die aufgrund ihrer Kurzhaarfrisur bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2021 massive Attacken von antifeministischen Gruppen aus dem eigenen Land erfahren hat.

 

Obgleich die Frage nach der idealen Frisur also letztendlich bei den einzelnen Olympionik:innen und deren Teams liegen sollte, wird deutlich, dass es dabei eine ganze Reihe unterschiedlichster Einflussfaktoren gibt.

Frauen im Profisport – Weiblichkeit neu definiert

Frauen im Profisport – Weiblichkeit neu definiert

Da das Thema Haare abschneiden bei weiblichen Olympionikinnen zahlenmäßig von deutlich größerem Belang ist, kommt hier auch noch ein anderer Aspekt zum Tragen: Viele drücken ihre Weiblichkeit gerade durch eine schöne Frisur aus und können sich dieser beraubt fühlen, wenn die Haarpracht zugunsten der Performance geopfert wird. Insofern gilt auch zu überlegen, welche Zeichen man wirklich setzen möchte.

Die Olympischen Spiele in Paris sind hierfür alleine schon aufgrund der historischen Symbolwirkung die perfekte Plattform, denn an keinem geringeren Ort wurden Frauen im Jahr 1900 überhaupt erstmals als Teilnehmerinnen zugelassen. Alleine bis dahin war es ein langer Weg, doch auch anschließend mussten sie sich jede einzelne Sportart hart erkämpfen. Während Synchronschwimmen und rhythmische Sportgymnastik von Beginn an zu den Disziplinen zählten, dürfen Frauen beispielsweise erst seit 1984 beim Marathon und erst seit dem Jahr 2000 beim Stabhochsprung antreten.

In diesem Jahr wird es außerdem zum ersten Mal in der Geschichte zu einem Kräftegleichgewicht zwischen den Geschlechtern kommen. Während Frauen lange Zeit bei Olympia lediglich eine Nebenrolle eingenommen haben, werden 2024 endlich ebenso viele weibliche Sportlerinnen wie männliche Kollegen  vertreten sein.

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