Wenn es bei der Ideen-Findung mal klemmt oder das Team einen branchenfremden Impuls benötigt, buchen etliche Unternehmen Katrin Jordan. Die Do-It-Yourself-Expertin aus Stuttgart setzt mit ihren Workshops auf die Kraft des Handwerks und der Kreativität.
Was ihren Ansatz ausmacht und wie ihre Arbeit ganz nebenbei auch noch den Teamgeist fördert, erklärt Jordan im Interview.
Interview mit Katrin Jordan

Fotografin Anita Kraemer
Redaktion: Frau Jordan, Sie bieten Do-It-Yourself (DIY)-Workshops für Unternehmen und deren Mitarbeiter an, in denen es ums Kreativ sein und Selbermachen geht. Wieso erhoffen sich Firmen gerade von dieser Herangehensweise einen Erfolg?
Jordan: Weil DIY-Workshops viel mehr sind als „nur“ Basteln oder Handwerken. Es geht um Teambuilding und darum, den Kopf mal freizubekommen.
Gerade Teams, die an stressigen Projekten arbeiten oder sich in einer kreativen Sackgasse befinden, profitieren enorm. In meinen Workshops erleben sie, wie es ist, völlig „out of the box“ zu denken und dabei Lösungen zu finden, auf die sie im Büro nie gekommen wären.
Natürlich ist es auch ein schöner Bonus, dass der Chef den Mitarbeitern etwas Gutes tut – aber es steckt eben noch viel mehr dahinter!
Redaktion: Werden wir mal konkret … wie sieht so ein Workshop denn aus?
Jordan: Für ein Bekleidungsunternehmen habe ich zum Beispiel einen Workshop zum Thema Upcycling geplant und durchgeführt. Hintergrund bei der Firma war folgender: Was können wir mit Arbeitskleidung, die zurückgeschickt wird oder abgenutzt ist, machen? Denn solche Rückläufer müssen dort eigentlich im Müll entsorgt werden.
Die Führungsebene wollte beim Team den Gedanken, dass Kreativität und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und man dieser Kleidung ein zweites Leben geben kann, aufleben lassen beziehungsweise das Bewusstsein dafür schärfen.
In diesem Workshop haben wir dann aus alten Latzhosen coole Grillschürzen und aus alten T-Shirts praktische Tragetaschen gemacht. Die Begeisterung war riesig! Und nebenbei hat das Team auch gelernt, wie wichtig es ist, Ressourcen zu schonen.
Redaktion: Und inwiefern wirkt sich so ein Tag nun auf den Berufsalltag des Teams aus?
Jordan: Die Teilnehmer entdecken oft, wie viel Spaß es macht, mal über den Tellerrand zu schauen. Bei kreativen Arbeiten gibt es kein „richtig“ oder „falsch“, sondern nur „probieren“. Und genau dieses Gefühl, „experimentieren zu dürfen“, nehmen sie mit zurück ins Büro.
Ein Beispiel: In einem Workshop haben wir aus Stoffresten und anderen Materialien gemeinsam einen Teppich gestaltet. Die Aufgabe war es, aus den unterschiedlichsten Materialien ein Gesamtbild zu erschaffen. Während ein Team sich an klare, geometrische Formen gehalten hat, hat ein anderes wiederum, verschiedene Farben und Stoffe kombiniert.
Am Ende war das Ergebnis nicht nur optisch beeindruckend, sondern hat auch gezeigt, wie unterschiedliche Ansätze zusammen etwas Einzigartiges schaffen können. Auch der Austausch untereinander ist super wertvoll: Man lobt sich, unterstützt sich, schaut, wie der andere arbeitet – und genau das stärkt den Teamzusammenhalt.
Außerdem wird vielen bewusst, dass Kollegen aus anderen Abteilungen oder sogar der Chef oft viel nahbarer und zugänglicher sind, als sie es zuvor angenommen hätten. So ein Workshop baut eben auch Barrieren ab und lockert Arbeitsverhältnisse auf.
Fotografin Anita Kraemer
Redaktion: Allerdings sind wahrscheinlich nicht alle Teilnehmer von Beginn an Feuer und Flamme fürs Basteln … Müssen Sie auch Vorurteile abbauen?
Jordan: Klar, Skeptiker gibt’s immer. Manche denken: „Basteln? Das ist doch was für Kinder!“ Oder sie glauben, dass nur Frauen Spaß am Basteln haben. Aber genau da liegt meine Stärke: Es fällt mir unglaublich einfach sehr leicht, meine Begeisterung auf andere überschwappen zu lassen.
Spätestens, wenn die ersten Teilnehmenden anfangen, kreativ zu werden, springt der Funke über – und es entsteht eine echte Gruppendynamik. Es geht ja nicht darum, perfekt zu sein, sondern gemeinsam etwas Neues zu erleben, den Horizont zu erweitern und dabei Spaß zu haben.
Am Ende zählt, dass jeder etwas für sich mitnimmt – sei es die Freude am Selbermachen, neue Perspektiven oder einfach ein Gefühl von Teamgeist.
Und selbst wenn jemand hinterher sagt: „War ganz okay“, weiß ich, dass der Workshop für die Person besser war als vorher angenommen.
Redaktion: Mussten Sie trotzdem schon Teilnehmer oder auch potenzielle Kunden von Ihrer Arbeit überzeugen? Sprich: jemanden überreden, mitzumachen, oder Sie überhaupt zu buchen?
Jordan: Nein, das tue ich grundsätzlich nicht. Weder bei Teilnehmenden des Workshops noch vorab beim Führungspersonal, das mich buchen möchte. In einem Workshop jemanden zu zwingen, sich hinzusetzen und mitzumachen, birgt immer das Risiko, dass die Stimmung am gesamten Tisch kippt.
Die Schwelle zwischen Erfolg und Misserfolg ist hierbei sehr schmal. Wenn ein Unternehmen jedoch nicht wirklich hinter der Idee steht, ist es schwierig, das volle Potenzial der Zusammenarbeit auszuschöpfen.
Redaktion: Obwohl Sie also nicht in die Offensive gehen, werden zahlreiche Unternehmen trotzdem auf Sie aufmerksam. Können Sie uns einen kurzen Einblick in die Entwicklung des Geschäftszweigs geben?
Jordan: Alles begann mit meinem DIY-Blog „KatiMakeIt“, den ich 2014 gestartet habe. Bis 2019 habe ich mein Business neben meinem Hauptjob aufgebaut und mich dann komplett selbstständig gemacht.
Seit 2022 biete ich DIY-Workshops auch speziell für Firmen an. Dabei geht es nicht nur um Teambuilding – ich begleite Unternehmen auch bei Produkteinführungen, Ladeneröffnungen oder Messeauftritten.
Generell ist die Entwicklung seit 2022 positiv, die Nachfrage wächst, und das branchenübergreifend. Vom Zahnarzt bis zur großen Industrie ist alles dabei! Es begeistert mich jedes Mal aufs Neue, Teams dabei zu helfen, mit meinen Workshops nicht nur ihre Kreativität zu entdecken, sondern auch den Teamgeist zu stärken.
Redaktion: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie momentan?
Jordan: Eine der größten Herausforderungen ist momentan, den Mehrwert meiner Workshops und meines Know-hows klar zu kommunizieren, sodass Unternehmen den tatsächlichen Wert dieser kreativen Weiterbildung sofort erkennen.
Oft entsteht der Eindruck: „Ah, die bastelt und macht kreative Dinge – schön und gut!“ Doch hinter meinen Workshops steckt so viel mehr!
Ich bringe nicht nur meine Leidenschaft für DIY und Kreativität ein, sondern auch umfangreiche Erfahrungen aus dem Finanz- und Marketingbereich sowie aus dem Personalwesen.
In meiner früheren Karriere habe ich nicht nur Strategien entwickelt, sondern auch Teams geführt und Auszubildende betreut. Dieses Wissen fließt heute direkt in meine Workshops ein, insbesondere in den Bereich Teambuilding.
Hier geht es nicht einfach nur darum, kreativ zu sein – meine Workshops fördern die Zusammenarbeit, stärken die Kommunikation und schaffen echte Erlebnisse, die das Team langfristig zusammenschweißen. Diese Kombination aus Kreativität und Business-Know-how macht mein Angebot so einzigartig und wertvoll für Unternehmen.
Denn sobald die Unternehmen erkennen, wie viel sie durch meine Workshops gewinnen können, ist die Begeisterung groß – und das motiviert mich jeden Tag aufs Neue!
Fotografin Anita Kraemer
Redaktion: Die angespannte wirtschaftliche Situation in Deutschland, die vielen Unternehmen zurzeit zu schaffen macht, verschärft diese Problematik sicherlich noch einmal …
Jordan: Das stimmt, und ich kann beide Seiten verstehen. Auf der einen Seite gelten kreative Workshops oft als „nice to have“ – etwas, das bei knappen Budgets schnell gestrichen wird. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten überlegt man zweimal, wo man investiert.
Auf der anderen Seite denke ich, dass solche Angebote gerade dann einen Unterschied machen können. Wenn die Stimmung im Team ohnehin angespannt ist, kann ein gemeinsames kreatives Erlebnis ein echter Motivationsschub sein.
Es geht darum, Teams zusammenzubringen, den Austausch zu fördern und für eine positive Grundstimmung zu sorgen – das wirkt langfristig und hilft, schwierige Phasen besser zu meistern.
Der Schlüssel liegt darin, den Mittelweg zu finden: Man kann auch mit kleineren, gezielten Formaten viel erreichen und dabei ein starkes Zeichen für die Wertschätzung der Mitarbeitenden setzen. Genau diese Balance zu finden, sehe ich als meine Aufgabe – und die Resonanz der Teams zeigt, wie wertvoll solche Erlebnisse gerade jetzt sind.
Redaktion: Apropos schlechte Stimmung … von Ihnen wird eigentlich immer und überall erwartet, mit neuen Ideen um die Ecke zu kommen. Das kann mit der Zeit sicherlich auch ganz schön aufreibend sein. Wie verhindern Sie eine kreative Blockade, woher holen Sie sich Inspirationen?
Jordan: Ich habe für mich herausgefunden, dass es mir ungemein hilft, immer in Bewegung zu bleiben – vor allem durch Reisen. Egal ob eine lebhafte Altstadt, ein bunter Markt oder die Stille der Natur – überall finde ich Inspiration.
Farben, Muster, Gerüche und Details fließen direkt in meine Ideen ein. Aber auch im Alltag gibt es so viel zu entdecken!
Ein Muster auf einem Café-Tisch, die Blumen im Schrebergarten oder ein spannendes DIY-Projekt – oft reicht ein kleiner Impuls, und mein Kopf sprudelt vor Ideen. Und ich liebe es, selbst auszuprobieren. Nicht alles gelingt, aber gerade daraus entstehen oft die besten Einfälle.
Für mich ist Kreativität ein Mix aus Entdecken, Erleben und Mut, Neues zu wagen. Die Welt ist voller Inspiration – man muss nur hinschauen!
Über Katrin Jordan
Katrin Jordan (43) ist DIY-Expertin, Autorin und Workshop-Leiterin aus Stuttgart. Mit ihrer Expertise hat sie bereits namhafte Unternehmen wie IKEA, Breuningerland, Bosch, Hugo Boss und viele weitere unterstützt. Ihre kreativen Workshops fördern nicht nur Innovationsprozesse, sondern stärken auch die Motivation und den Teamzusammenhalt in Unternehmen.
Darüber hinaus ist Katrin Jordan regelmäßig im SWR zu sehen, wo sie ihre inspirierenden DIY-Ideen für Zuhause einem breiten Publikum präsentiert.
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