Wenn es um die großen Player der Tech-Welt geht, tauchen in vielen Köpfen zuerst Namen wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg auf. Doch während die Aufmerksamkeit oft auf die üblichen Verdächtigen gerichtet ist, haben sich in den vergangenen Jahren einige Frauen leise, aber eindrucksvoll in der App-Welt durchgesetzt.
Sie entwickeln Anwendungen, die Millionen nutzen und verändern damit Märkte und die Art, wie Menschen miteinander kommunizieren, lernen oder sich schützen. Wer einmal genauer hinschaut, entdeckt eine beeindruckende Bandbreite an Ideen und Erfolgsstorys, die das Bild der Tech-Branche kräftig aufmischen.
Von Glücksspiel zur Milliarden-App: Denise Coates und der digitale Volltreffer
Denise Coates ist in der Tech-Szene so etwas wie eine stille Königin. Ihre Geschichte beginnt nicht in einem hippen Coworking-Space, sondern im britischen Wettgeschäft. Coates übernahm das kleine Familienunternehmen für Sportwetten und brachte es mit ihrer eigenen Plattform ins Internet. Heute ist sie der Kopf hinter Bet365, einem der größten Online-Glücksspielanbieter der Welt. Der Erfolg dieser App, mit der man einfach über das Handy Wetten und Glücksspiel nutzen kann, zeigt wie ein traditionelles Geschäftsmodell mit einer cleveren digitalen Umsetzung praktisch explodieren kann. Ihr Aufstieg macht zudem deutlich, dass unternehmerischer Weitblick und technisches Verständnis auch in konservativen Branchen bahnbrechende Veränderungen auslösen können.
Ihre Rolle geht weit über das reine Management hinaus, denn Coates hat früh verstanden, wie wichtig es ist, das Nutzererlebnis perfekt zu gestalten. Von der schnellen Live-Wette bis hin zu nahtlosen Zahlungsprozessen hat sie den Standard im Online-Gambling gesetzt.
Dass ausgerechnet eine Frau diesen hochprofitablen und oft männlich dominierten Markt revolutionierte, ist eine bemerkenswerte Pointe der Tech-Geschichte. Es beweist, dass unternehmerische Intuition und digitale Innovationskraft ein unschlagbares Team bilden können. Ihr Beispiel inspiriert auch andere Gründerinnen, mutige Schritte in vermeintlich geschlossenen Märkten zu wagen.
Bumble und Whitney Wolfe Herd: Wenn Frauen den ersten Schritt machen
Dating-Apps gibt es viele, doch Bumble hat die Spielregeln neu geschrieben. Whitney Wolfe Herd hatte genug von Plattformen, auf denen vor allem Frauen mit Nachrichten überflutet wurden. Ihre Idee war radikal einfach. Bei Bumble müssen Frauen die erste Nachricht senden. Das Konzept traf einen Nerv, weil es mehr Sicherheit versprach und auch Selbstbestimmung in den Vordergrund rückte. So entstand eine Plattform, die aus einer simplen Idee ein starkes Symbol für Gleichberechtigung machte.
Wolfe Herd brachte mit Bumble frischen Wind in die Dating-Welt und machte die App innerhalb weniger Jahre zu einem internationalen Erfolg. Die Plattform steht inzwischen für Freundschaften und berufliche Kontakte.
Canva und Melanie Perkins: Design für alle
Melanie Perkins hatte schon als Studentin das Gefühl, dass Design viel zu kompliziert ist. Wer kein Profi in Photoshop oder Illustrator war, musste sich durch endlose Tutorials quälen oder gleich einen Designer engagieren. Also entwickelte sie Canva, eine Plattform, die kreatives Gestalten so einfach macht wie Drag-and-Drop. Heute ist Canva ein Synonym für die Demokratisierung von Design geworden.
Heute wird Canva von Millionen Menschen genutzt, von Schülern, die Präsentationen basteln, bis hin zu Business, die Social-Media-Kampagnen planen. Der Erfolg von Perkins’ Idee liegt darin, dass sie ein echtes Problem gelöst hat, und zwar den Zugang zu Designwerkzeugen ohne steile Lernkurve. Canva hat die Welt der visuellen Kommunikation demokratisiert und gezeigt, dass Tech-Innovation nicht immer laut, aber extrem wirkungsvoll sein kann.
Sicherheit in der Hosentasche: Charlen Larsen und bSafe
Während einige Apps unterhalten oder vernetzen, haben andere das Ziel, Leben sicherer zu machen. Die Sicherheits-App bSafe von Charlen Larsen fällt genau in diese Kategorie. Entwickelt gemeinsam mit ihrem Vater, bietet sie Funktionen wie GPS-Tracking, SOS-Alarm und die Möglichkeit, Kontakte in Echtzeit über den eigenen Standort zu informieren. Gerade diese Verbindung aus Technik und Fürsorge macht die App besonders wertvoll.
Gerade für Frauen, die nachts allein unterwegs sind, ist das ein beruhigendes Tool. bSafe zeigt, wie Apps nicht nur digitale Begleiter, sondern reale Helfer im Alltag werden können.
Der Erfolg dieser Anwendung unterstreicht, dass Technologie auch ein Schutzschild sein kann, wenn sie klug umgesetzt wird. Die Entwicklung verdeutlicht, wie persönlicher Antrieb und gesellschaftliches Bedürfnis zu praktischen Lösungen verschmelzen.
Geschichten, die Mädchen stark machen: Jes Wolfe und Rebel Girls
Mit Rebel Girls kommt eine ganz andere Art von App ins Spiel. Jes Wolfe wollte Geschichten erzählen, die Mädchen Mut machen und Vorbilder sichtbar machen. Herausgekommen ist eine App, die auf die gleichnamige Buchreihe aufbaut und Porträts von außergewöhnlichen Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart erzählt. Die Verbindung von Literatur und interaktiven Medien sorgt für ein besonders intensives Erlebnis.Die Mischung aus Hörbüchern, Illustrationen und interaktiven Inhalten hat Rebel Girls zu einer beliebten Plattform für Familien gemacht. Es ist ein Beispiel dafür, wie digitale Medien unterhalten und aktiv Selbstbewusstsein fördern können.
Afrikanische Innovation: Elizabeth Kperrun und ZenAfri
Auch abseits der großen Tech-Zentren entstehen faszinierende Apps. Elizabeth Kperrun aus Nigeria entwickelte ZenAfri, eine App, die afrikanischen Kindern spielerisch ihre Muttersprache näherbringt. Zwischen farbenfrohen Spielen und Lernmodulen vermittelt die Anwendung kulturelles Wissen, das oft in westlichen Bildungssystemen untergeht. So bewahrt ZenAfri Sprache und auch Identität.
ZenAfri zeigt, dass App-Entwicklung ein globales Feld ist, in dem lokale Probleme und kulturelle Bedürfnisse innovative Lösungen hervorbringen. Gerade dieser Ansatz verleiht Kperruns Arbeit eine besondere Bedeutung und hebt sie von klassischen Lern-Apps ab. Ihre App ist ein Symbol dafür, wie Technologie regionale Kulturen stärkt und gleichzeitig den internationalen Austausch bereichert.
Von Gaming bis Community: Wie Frauen die Tech-Welt umkrempeln
Ob im Gaming mit Entwicklerinnen wie Niamh Fitzgerald und Chantelle Cole oder im Bereich von Audio-Communities mit Gründerinnen wie Dayo Akinrinade, überall finden sich spannende Projekte, die zeigen, dass weibliche Perspektiven die App-Landschaft bereichern. Die Vielfalt reicht von kreativen Spielen über soziale Plattformen bis hin zu lebensrettenden Tools. Diese Vielfalt schafft eine digitale Welt, die menschlicher und inklusiver wirkt.
Die Geschichten dieser Entwicklerinnen beweisen, dass Innovation nicht an Geschlechtergrenzen haltmacht. Mehr noch, sie bringen frische Ideen in Branchen, die lange als Männerdomänen galten.
Von London bis Lagos, von Dating bis Bildung, Frauen haben der App-Entwicklung ein neues Gesicht gegeben und zeigen, dass digitale Power viele Formen annehmen kann. Ihr gemeinsamer Erfolg ist ein deutliches Signal, dass die Zukunft der App-Welt ohne weibliche Impulse undenkbar wäre.