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Frauen in der Payment-Branche: Frischer Wind in der einstigen Männderdomäne?

Lange Zeit war die Welt der Zahlungssysteme ein exklusiver Club, in dem fast ausschließlich Männer das Sagen hatten. Auf Vorstandsetagen, in Entwicklerteams und in den entscheidenden Strategie-Runden bestimmten männliche Stimmen, wo es langgeht. Weibliche Perspektiven fanden kaum Gehör, neue Impulse blieben oft aus und die Branche bewegte sich in den immer gleichen Bahnen.

Doch diese Zeiten verändern sich spürbar. Eine neue Generation von Gründerinnen, Managerinnen und Expertinnen mischt die Karten neu und zeigt, dass Payment und Fintech keine reinen Männergeschäfte mehr sind. Dieser Wandel ist kein lautes Erdbeben, sondern eine stetig wachsende Bewegung, die den Markt modernisiert und frische Energie einbringt.

Von der Männerwelt zur Vielfalt – der Wandel ist spürbar

Von der Männerwelt zur Vielfalt – der Wandel ist spürbar

Die Finanz- und Payment-Industrie war über Jahrzehnte ein Paradebeispiel für konservative Strukturen. Aufstiegschancen waren klar verteilt, Karrieren entstanden häufig über interne Netzwerke und diese wurden fast ausschließlich von Männern dominiert. Technologische Innovationen fanden nur zögerlich ihren Weg in die Unternehmen. Erst der rasante Aufstieg der Fintechs brachte Bewegung in die festgefahrenen Strukturen. Junge Unternehmen wagten digitale Lösungen, die klassischen Banken und Zahlungsdienstleistern vorher fremd waren. Zudem kamen Branchen wie Gaming oder das Online-Glücksspiel auf, wo Kreditkarten Online Casinos als Kunden haben und mit der boomenden Branche mitwuchsen. In dieser neuen, offenen Umgebung konnten erstmals vermehrt Frauen sichtbar werden und eigene Akzente setzen.

Hinzu kommt ein gesellschaftlicher Trend, der Vielfalt nicht mehr nur als nette Zusatzoption betrachtet, aber viel mehr als zentralen Erfolgsfaktor. Studien zeigen immer wieder, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen, kreativer sind und Kundengruppen differenzierter verstehen. Gerade im Payment-Bereich, in dem Nutzerfreundlichkeit und Alltagstauglichkeit über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, ist diese Vielfalt ein enormer Vorteil. Unternehmen, die sich für Frauen in Führungspositionen öffnen, reagieren also nicht nur auf gesellschaftlichen Druck, sondern handeln aus rein wirtschaftlichem Eigeninteresse.

Gleichzeitig wächst das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung von Role Models. Sichtbare Vorbilder machen den Weg für andere leichter und schaffen Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten. Der Aufstieg von Gründerinnen und Managerinnen in der Payment-Branche ist daher nicht nur ein einzelnes Phänomen, sondern Teil eines größeren Umdenkens.

Pionierinnen, die den Ton angeben und die Branche prägen

Ein Blick auf die führenden Köpfe zeigt, dass die Veränderungen längst Realität sind. Miriam Wohlfarth ist ein herausragendes Beispiel. Mit der Gründung von Ratepay im Jahr 2009 wagte sie sich in eine Branche, die damals noch klar männlich geprägt war. Heute zählt Ratepay zu den führenden Payment-Anbietern in Deutschland. Mit Banxware, einem weiteren Unternehmen, das Embedded Finance für Geschäftskunden ermöglicht, beweist sie erneut Gespür für die Trends von morgen.

Gabrielle Bugat lenkt als CEO von G+D ePayments eine globale Organisation mit über 5.000 Mitarbeitenden. Unter ihrer Führung setzt das Unternehmen auf moderne Managementansätze und legt Wert auf Diversität in allen Ebenen. Sie verkörpert die neue Generation weiblicher Führungskräfte, die komplexe Strukturen mit strategischem Weitblick und menschlicher Stärke zugleich steuern.

Auch Sofia Nunes hat mit der Gründung des Unicorns Mambu einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ihre Cloud-Banking-Plattform wird heute weltweit genutzt, von innovativen Fintechs ebenso wie von etablierten Banken, die ihre digitalen Angebote modernisieren wollen. Jessica Holzbach mit Penta, Caroline Bell mit Finmarie und Leonie Rivière mit Heyfina stehen für eine neue Welle von Gründerinnen, die klassische Finanzdienstleistungen neu denken und konsequent auf digitale Kundenerlebnisse setzen.

Neben diesen bekannten Namen entstehen zunehmend Start-ups, die aus weiblicher Perspektive ganz neue Zielgruppen ansprechen. Selina Haupt von Moneten entwickelt Finanzlösungen, die besonders auf Frauen und Berufseinsteiger zugeschnitten sind. Cornelia Schwertner und Bianca Steinke von Brygge fokussieren sich auf digitale Finanzangebote für ältere Menschen, während Saskia Sözeri mit Finstein auf einfache und inklusive Finanztechnologien setzt. Diese Projekte zeigen, dass Innovation in technischer Raffinesse und vor allem im Verständnis für die Bedürfnisse von Kundengruppen liegt, die bisher übersehen wurden.

Hürden auf dem Weg nach oben und warum der Wandel Zeit braucht

Trotz dieser inspirierenden Beispiele ist die Payment-Branche noch immer weit davon entfernt, gleichberechtigt zu sein. Nur ein kleiner Teil der Top-Positionen wird von Frauen besetzt. In Europa liegt der Anteil weiblicher CEOs in der Tech-Industrie bei gerade einmal acht Prozent, in der klassischen Finanzwelt sieht es ähnlich aus.

Frauen stoßen häufig auf dieselben Hindernisse. Netzwerke, die Karrieren befördern, sind oft männlich geprägt und für Außenstehende schwer zugänglich. Investoren neigen dazu, in vertraute Muster zu investieren und diese sind nach wie vor überwiegend männlich. Auch in etablierten Unternehmen müssen weibliche Führungskräfte ihre Kompetenzen oft länger unter Beweis stellen, um dasselbe Vertrauen zu gewinnen wie ihre männlichen Kollegen.

Große Player wie PayPal oder Visa versuchen inzwischen, diesen Missstand anzugehen. Interne Programme fördern Diversität und unterstützen weibliche Talente, doch der Sprung in die allerhöchsten Führungspositionen gelingt bislang nur selten. Immerhin wächst der Druck von außen, denn die Öffentlichkeit erwartet mehr als nur symbolische Maßnahmen. Unternehmen, die sich langfristig erfolgreich aufstellen wollen, können es sich kaum noch leisten, die Hälfte des Talentpools zu übersehen.

Ein Blick auf internationale Märkte und die Zukunft

Ein Blick auf internationale Märkte und die Zukunft

International zeigt sich ein vielschichtiges Bild. Fintech-Start-ups sind meist agiler und geben Gründerinnen eher Raum, während internationale Großunternehmen wie Klarna, Visa oder Mastercard weiterhin stark männlich geprägt wirken. Trotzdem entstehen zunehmend Plattformen und Netzwerke, die Frauen gezielt fördern. Martina Weimert mit der European Payments Initiative ist ein gutes Beispiel für weibliche Führung auf internationaler Ebene. Sie steuert ein Projekt, das den europäischen Zahlungsverkehr unabhängiger und zukunftssicher machen soll.

Die zunehmende Sichtbarkeit erfolgreicher Frauen wirkt wie ein Katalysator. Jede neue Gründerin, die ein skalierbares Unternehmen aufbaut, inspiriert andere. Jedes internationale Projekt, das von einer Frau geleitet wird, verändert unbewusst die Erwartungshaltung. Diese Dynamik sorgt dafür, dass sich die Branche in den kommenden Jahren weiter öffnen wird.

Warum die Zukunft weiblicher werden könnte

Die Payment-Branche befindet sich mitten in einem Umbruch, denn digitale Lösungen, Embedded Finance und neue Technologien verändern nicht nur Geschäftsmodelle, sie eröffnen auch neue Möglichkeiten für kreative Köpfe. Frauen bringen dabei oft besondere Stärken ein. Viele von ihnen denken stärker aus der Sicht des Endkunden und entwickeln Produkte, die im Alltag überzeugen.

Wenn Netzwerke, Förderprogramme und sichtbare Role Models weiterhin zunehmen, wird die nächste Generation von Frauen in der Payment-Branche nicht mehr als Ausnahme wahrgenommen. Die bisherige Männerdomäne wird Schritt für Schritt vielfältiger. Die wichtigsten Impulse der kommenden Jahre dürften aus Teams kommen, in denen unterschiedliche Perspektiven willkommen und entscheidend für den Erfolg sind.

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