Egal, ob in der U-Bahn, im Beruf oder beim Spaziergang am Abend: Situationen, in denen das eigene Wohlbefinden durch die Umgebung beeinträchtigt wird, sind vielen vertraut.
Wer lernt, sich so frühzeitig wie möglich abzugrenzen, stärkt damit nicht nur das eigene Sicherheitsgefühl, sondern auch die Wahrnehmung der anderen. Selbstbehauptung bedeutet dabei keineswegs Aggression. Vielmehr geht es um Klarheit, Präsenz und den Mut, Unangemessenes zu benennen.
Die Fähigkeit, sich selbst zu schützen und Raum einzunehmen, wird zunehmend auch als gesellschaftlich relevantes Thema verstanden. Besonders Frauen erleben nach wie vor regelmäßig Grenzüberschreitungen – sowohl verbal und körperlich als auch strukturell. In der Konsequenz gewinnt Selbstbehauptung als persönliche Kompetenz an Bedeutung.
Selbstschutz beginnt bei der Haltung
Körpersprache, Tonfall, Blickkontakt: All diese Elemente senden Signale – bewusst oder unbewusst. Ein aufrechter Gang, ein ruhiger Blick und eine deutliche Stimme wirken in der Regel abschreckend auf Menschen, die unsicheres Verhalten ausnutzen möchten. Diese nonverbalen Formen der Selbstbehauptung lassen sich gezielt trainieren.
In vielen Städten gibt es bereits Kurse zur Selbstbehauptung, die praxisnah vermitteln, wie Grenzen erkannt, ausgesprochen und geschützt werden. Dort lernen die Teilnehmenden, unangenehme Situationen frühzeitig einzuordnen, aktiv Distanz herzustellen und gegebenenfalls Hilfe zu holen.
Neben dem persönlichen Auftreten spielen auch konkrete Schutzmaßnahmen eine Rolle. Pfefferspray wird zum Beispiel häufig als Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts genutzt – gerade in Großstädten, auf Reisen oder beim nächtlichen Heimweg. Wer Pfefferspray mitführt, sollte sich allerdings im Vorfeld mit der Anwendung und den rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut machen, um im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben. Auch in Kursen zur Selbstverteidigung wird der Umgang mit Pfefferspray häufig thematisiert.
Die rechtlichen Grundlagen kennen
In Österreich ist Pfefferspray legal erhältlich, sofern es als Tierabwehrspray gekennzeichnet ist. Der Einsatz gegen Menschen ist dann zulässig, wenn eine akute Bedrohungslage vorliegt und die Anwendung verhältnismäßig ausfällt. Das bedeutet konkret: Wer angegriffen wird, darf sich wehren – jedoch nur im Rahmen des geltenden Notwehrrechts.
Wichtig ist auch die Kenntnis über Lagerung, Reichweite und Wirkungsdauer. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass Pfefferspray unter bestimmten Bedingungen auch in geschlossenen Räumen gefährlich werden kann. Entsprechende Schulungen oder Informationsveranstaltungen zum sicheren Umgang sind deshalb empfehlenswert. Auch das Tragen von Pfefferspray in öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht überall unproblematisch und sollte deswegen vorab geprüft werden.
Pfefferspray ist jedoch natürlich kein Allheilmittel. Für viele stellt es aber ein beruhigendes Werkzeug dar. Die bloße Präsenz in der Handtasche erhöht bereits das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit – ein willkommener psychologischer Effekt, der nicht unterschätzt werden sollte.
Klare Kommunikation als Schutzfaktor
Wer in der Lage ist, die eigenen Grenzen klar und frühzeitig zu kommunizieren, verringert das Risiko, übergangen zu werden. Ein deutliches „Nein“, ein bestimmter Blick oder die Aufforderung, Abstand zu halten, sind einfache, aber effektive Mittel für eine erfolgreiche Selbstbehauptung.
Auch im beruflichen Kontext sind diese Fähigkeiten im Übrigen immer stärker gefragt. Ob im Meeting, bei der Gehaltsverhandlung oder im Umgang mit Vorgesetzten: Wer Grenzen setzen kann, wird ernst genommen. Dabei geht es nicht um Konfrontation, sondern um Respekt gegenüber sich selbst und anderen.
Der bewusste Umgang mit Sprache spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine zentrale Rolle. Aussagen wie „Ich fühle mich unwohl“ oder „Das geht mir zu weit“ schaffen Klarheit, ohne eskalierend zu wirken. In Verbindung mit einer selbstbewussten Körpersprache entsteht so ein schlüssiges Gesamtbild.
Selbstbehauptung wirkt nachhaltig
Die Fähigkeit, für sich selbst einzustehen, hat weitreichende Effekte. Sie stärkt das Selbstvertrauen, schützt die psychische Gesundheit und erleichtert soziale Interaktionen. Eine Untersuchung der Universität Zürich zeigt beispielsweise, dass Menschen, die klare Grenzen setzen, resilienter gegenüber Stress reagieren und langfristig zufriedener sind.
Auch im privaten Umfeld lässt sich Selbstbehauptung stärken: durch reflektierte Kommunikation, konsequente Entscheidungen und die Bereitschaft, eigene Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Selbstbehauptung ist also lernbar. Sie beginnt im Kleinen und wächst mit jeder Erfahrung. Ob durch Präsenz, Sprache oder Hilfsmittel wie Pfefferspray – entscheidend ist die bewusste Entscheidung, Verantwortung für das eigene Sicherheitsgefühl zu übernehmen.