Geht es um die Geldanlage, so stehen Frauen den Männern immer noch nach. Das deshalb, weil Frauen nicht nur ein geringeres Einkommen haben, sondern auch eine schlechtere Finanzbildung. Diese Kombination sorgt dafür, dass Frauen gar nicht erst beginnen, zu investieren. Doch das ist ein Fehler. Auch Frauen sollten Geld veranlagen, um so auch für das Alter vorsorgen zu können. Denn die Statistik zeigt, dass Armut vor allem Frauen trifft, die älter als 65 Jahre sind.
Frauen sind zurückhaltender und vorsichtiger
Männer sind bekanntermaßen risikoaffiner, Frauen zurückhaltender, weil sie lange genug über die Vor- und Nachteile sinnieren und am Ende einen gut überlegten Entschluss fassen. Ein gutes Beispiel: Online Glücksspielbranche. Wenn neue Casinos online ein Angebot präsentieren, sind Männer in der Regel sofort dabei – Frauen überprüfen hingegen die Bonus- und Umsatzbedingungen.
Gibt es ein neues Spiel im Casino, wird das von Männern sofort ausprobiert – Frauen hingegen sehen sich einmal das Spiel an und machen sich mit den Spielregeln vertraut. Aber nicht nur im Bereich des Glücksspiels sind Frauen zurückhaltender – eine neue Studie, die anlässlich zum Weltfrauentag in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass es auch im Bereich der Finanzen ähnlich abläuft.
Eine Studie der appinio Marktforschung, die von Seiten des Raiffeisen Capital Managements in Auftrag gegeben wurde, hat ergeben, dass in Österreich rund 80 Prozent aller Männer und Frauen auf sichere Sparmöglichkeiten setzen. Das heißt, in erster Linie wird das Geld am Sparkonto gelagert. Wenn es jedoch um risikoreiche Anlageformen geht, gibt es ganz klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Studie belegt: Frauen scheuen das Risiko, Männer sehen mehr die Chancen
Doch warum? Frauen haben aus Angst, finanzielle Verluste erleiden zu müssen, ein geringeres Interesse, in riskantere Anlagen zu investieren. Männer sehen hingegen nicht das Risiko des Verlusts, sondern befassen sich in erster Linie mit größeren Ertragschancen. Denn je höher das Risiko, umso höher am Ende mögliche Gewinne. Dafür nimmt man auch höhere Verlustwahrscheinlichkeiten in Kauf. 45 Prozent der Männer haben etwa in Aktien investieren – bei den Frauen sind es gerade einmal 25 Prozent.
„Mit diesem Verhalten nutzen Männer die Möglichkeiten der Kapitalmärkte und nehmen Chancen wahr, ihre Vermögens- und Altersvorsorge weiter zu verbessern. Frauen wählen hingegen – auch aufgrund geringerer finanzieller Möglichkeiten und Angst vor Verlusten – geringere Risiken, und lassen dabei Chancen liegen.
Diese unterschiedliche Herangehensweise vergrößert die Vermögenskluft zwischen Männern und Frauen weiter“, weiß Dieter Aigner, der Geschäftsführer von Raiffeisen Capital Management. Die Kluft besteht schon alleine deshalb, weil Frauen ein geringeres Einkommen als Männer haben. 2023 lag der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern bei 18,3 Prozent. Doch was sind die Gründe für die Geschlechter-Gehaltslücke, die man als Gender Pay Gap bezeichnet?
In erster Linie haben Frauen oft Jobs in Branchen, die schlechter bezahlt sind. Zudem arbeiten Frauen nur selten 40 Wochenstunden; viele Frauen arbeiten, vor allem dann, wenn sie Kinder haben, nur zwischen 20 und 30 Stunden. Teilzeitarbeit wird stündlich im Schnitt geringer entlohnt. Einer Frau entgehen durchschnittlich 28.000 Euro pro Jahr, weil Arbeiten gemacht werden, die unbezahlt sind.
Dazu gehören Arbeiten im Haushalt oder im Bereich der Pflege von Angehörigen. Zu diesem Ergebnis ist das Momentum Institut gekommen. „Frauen haben häufig weniger Geld zum Anlegen zur Verfügung und daher auch einen kleineren Spielraum in Hinblick auf mögliche Verluste.
Darauf muss man eingehen“, so Karin Kunrath, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Capital Management. Es gibt also einige Faktoren, die in der Kombination dazu führen, dass Frauen wesentlich weniger Geld verdienen als Männer und daher auch geringere Summen investieren können. Dass man dann nicht noch das Risiko eines Verlusts eingehen möchte, ist ebenfalls nachvollziehbar.
Frauen müssen die Wissenslücken schließen
Am Ende ist es aber nicht nur das geringere Grundkapital, das Frauen daran hindert, in risikoreiche Veranlagungen zu investieren. Viele Frauen haben auch ein zu geringes Finanzwissen. Das geringe Wissen sorgt für Unsicherheit – und bevor man „Fehler macht“, macht man am Ende „gar nichts“.
Und haben Frauen Kenntnisse im Bereich des Kapitalmarkts, so schätzen sie diese wesentlich schlechter als die Männer ein. „Es geht für die Frauen darum, Wissenslücken zu schließen, um finanziell aufzuholen“, weiß Daniela Uhlik-Kliemstein, die die Leiterin für digitale Medien und Vertriebsmanagement bei der Raiffeisen Capital Management ist.
Das sei vor allem auch wichtig, wenn es um die persönliche Altersvorsorge geht. Hier besteht in Österreich ein sehr großer Nachholbedarf. Vor allem mit Blick auf die aktuellen Zahlen: Jede fünfte Frau in Österreich, die älter als 65 Jahre ist, ist akut von Armut gefährdet.






