Frauen werden mehr als Männer von Hormonen gesteuert. Kommt es dadurch zu einem Ungleichgewicht im weiblichen Zyklus, löst das oft Kopfschmerzen oder Migräne aus.
Heilpraktikerin Emilia Koch fokussiert sich auf die Craniosacrale Therapie als Heilmethode und gibt Frauen konkrete Übungen an die Hand, mit denen sie die Schmerzen schnell lindern können.
Auf der Liege von Emilia Koch nehmen ausschließlich Frauen Platz. Und das aus gutem Grund: Die Heilpraktikerin aus Lübeck hat sich der Craniosacralen Therapie verschrieben, einer alternativen Heilmethode, die ein Teilbereich der manuellen Osteopathie ist.
Von den positiven Auswirkungen der Behandlung gerade auf den weiblichen Körper ist Koch überzeugt:
„Für Frauen ist die Craniosacrale Therapie so gut und effektiv, weil alle Hormondrüsen angesprochen werden.
Von der kleinsten im Kopf, der Hypophyse, über die Schilddrüse bis hin zu den Eierstöcken. Eine Behandlung führt also dazu, dass der weibliche Zyklus wieder in Balance kommt“, erklärt sie.
Denn ein weiblicher Zyklus, der beispielsweise aufgrund von hormonellen Verhütungsmitteln nicht im Gleichgewicht ist, verursacht mitunter oft Kopfschmerzen oder Migräne.
„Hormone sind ja zum Beispiel für unseren Blutzuckerspiegel relevant. Wenn der schwankt, kann es auch zu Kopfschmerzen kommen. Oder aber während der Periode treten zu viel Östrogene auf, dann kann das wiederum hormonell bedingte Migräneschübe auslösen“, sagt Koch.
Die Craniosacrale Therapie verspricht hier Linderung.
Doch wie funktioniert das genau?
Betrachtet man den lateinischen Begriff, so setzt sich der Name der Behandlungsmethode aus „cranium“ (Schädel) und „os sacrum“ (Kreuzbein) zusammen.
Von Schädel bis Kreuzbein also – laut Koch greift das aber zu kurz, denn:
„Jeder Nerv, der in den Körper hineingeht, oder auch aus dem Körper wieder hineinführt, die Informationen sozusagen zum Hirn zurückführt, läuft über das Craniosacrale System. Wenn wir dieses System behandeln, dann behandeln wir eigentlich alle Nerven in unserem Körper.“
Um Spannungen oder Dysbalancen zu finden, spürt sich Koch in den Körper ihrer Patientinnen hinein. Sanft führt sie dafür ihre Hände von deren Kopf bis zum Kreuzbein, über Becken und Bauch sowie Arme und Beine.
Ein erster Hinweisgeber ist der Craniosacrale Rhythmus, „den jeder Mensch hat und der ganz fein ist. Wir sind darauf geschult, ihn wahrzunehmen“, so Koch.
Es gibt zwei Erklärungsmodelle, woher dieser Rhythmus kommt:
Entweder der ein- und ausströmende Liquor erzeugt ihn oder aber die aktiven und passiven Phasen jeder einzelnen Zelle (Zellatmung).
„Es steht zwar nicht genau fest, was dem Craniosacralen Rhythmus zugrunde liegt, aber klar ist, dass eine Behandlung die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützt“, sagt Koch.
Ist der Rhythmus unregelmäßig, kann das ein Anhaltspunkt für Blockaden sein.
Daneben spielen Faszien – Bindegewebsstrukturen, die unseren gesamten Körper durchziehen, stützen und schützen – eine wichtige Rolle. „Starre Faszienzüge können dazu führen, dass es vom Nervensystem her Spannungen gibt. Und alles, was auf Spannung ist, kann Schmerzen oder Stress erzeugen.
Zum Beispiel ist Migräne eine Nerven-Überreaktion, sprich: Bei den Patienten ist es definitiv so, dass die Nerven überstimuliert sind. Die Craniosacrale Therapie zielt dann darauf ab, das ganze System wieder einzurenken. Ich schaue mir also auch an, ob alle Faszien sowie der Liquor im Fluss sind“, sagt Koch.
Stichwort Liquor:
Über ihn werden Schlackenstoffe im Körper abtransportiert. Kommt die Hirnflüssigkeit allerdings aufgrund von verklebten Faszien an bestimmte Stellen nicht mehr ran, lagern sich diese Stoffe ab.
„Im weiteren Verlauf des Lebens kann es dort zu Zellschädigungen oder gar Verfall kommen, so dass wir Bereiche haben, die nicht mehr gut funktionieren“, erklärt Koch, „deshalb regen wir den Fluss des Liquors mit den Händen an.“
Die Craniosacrale Therapie soll letztlich die Fähigkeit zur Selbstheilung des Körpers stärken. „Find it, fix it, leave it alone“ – das ist der osteopathische Ansatz, der auch dieser Behandlung zugrunde liegt.
„Finde das Problem, löse es und lasse dann den Körper arbeiten“, resümiert Koch. Man könne mit der Craniosacralen Therapie zwar nicht alles heilen, „aber häufig genug ist diese Behandlung schon die Lösung des Problems und man braucht gar nicht mehr“, berichtet Koch.
Auch deshalb hat die Heilpraktikerin einen Cranio-Selfcare-Workshop ins Leben gerufen, um Frauen einfache, craniale Techniken an die Hand zu geben, die besonders bei Kopfschmerzen oder Migräne schnell Linderung herbeiführen können.
Drei Craniosacrale Therapie Übungen stellt sie im Folgenden vor:
Falx-Technik
Lege deine Finger auf die Nagelseite eng aneinander (Zeigefinger-Mittelfinger-, Ringfingernagel rechts und links liegen jeweils aufeinander).
Nun setze deine Fingerkuppen an die Mitte deiner Stirn, beginnend an der Glabella (Nasenwurzel), den kleinen Finger ganz unten …
Verbleibe einen Moment, lasse deine Finger sanft in die Haut einsinken. Stelle dir die Großhirnsichel (Falx) unter deinen Händen vor.
Beginne nun mit der Einatmung deine Finger nach außen zu ziehen (ca. 2-3 mm). Verbleibe dort für 1-2 Atemzüge und bewege ausatmend deine Finger wieder zusammen.
Bregma-Technik
Dieser Punkt ist ein zentraler Knotenpunkt der Kopffaszien.
Du findest ihn, indem du die Kante deines Handballens auf deine Nasenwurzel legst und dann deinen Mittelfinger der Länge nach auf deinen Kopf legst – dort, wo die Spitze landet, ist Bregma (früher die große Fontanelle).
Nun drückst du mit der Einatmung mit deiner Fingerkuppe in diesen Punkt hinein. Mit der Ausatmung nimmst du den Druck raus. Mache dies langsam und achtsam, zähle zu Beginn 6 Sek. einatmen, 6 Sek. ausatmen.
Dann fokussiere dich mehr auf das Spüren. Was nimmst du wahr?
Wiederhole 5-mal.
Schaukeltechnik oder Rocking the Baby
Lege deine dominante Hand auf dein Hinterhauptbein (Os Occipitale) und die andere Hand auf dein Kreuzbein (Os Sakrum).
Nun beginne mit der Einatmung eine gleichlaufende Schaukelbewegung nach oben, so als würden beide Knochen in deinen Händen nach oben wiegen. Dann mache die umgekehrte Bewegung mit der Ausatmung.
Diese Technik ist sehr entspannend und kann sowohl im Sitzen als auch im Liegen durchgeführt werden.
Wiederhole 5–10-mal.
Über Emilia Koch:
Emilia Koch ist Heilpraktikerin und hat sich in ihrer Praxis in Lübeck auf die Behandlung von Frauen mit der Craniosacralen Therapie spezialisiert.
Sie hat ein 10-Schritte-Programm entwickelt, mithilfe dessen Patientinnen die Craniosacrale Selbstbehandlung erlernen können.